Zum heutigen "Tag des Wolfes" fordert der NABU Niedersachsen neue Wege zu gehen, anstatt alte Fehler zu wiederholen. Denn: Forderungen nach verstärkter Bejagung ersetzen keinen funktionierenden Herdenschutz!
30. April 2025- Seit 25 Jahren leben Wölfe wieder in Deutschland – ein großer Erfolg für den Artenschutz. Heute existieren über 200 Rudel, vor allem in Ost- und Norddeutschland. Anlässlich
des vom NABU ins Leben gerufenen Tags des Wolfes erinnert der NABU Niedersachsen daran, dass der Schutz des Wolfes weiterhin notwendig bleibt.
„Die Rückkehr der Wölfe zeigt, dass Artenschutz funktioniert, wenn Maßnahmen ernsthaft verfolgt und alle Beteiligten einbezogen werden“, sagt Lamin Neffati, Pressesprecher des NABU Niedersachsen.
„Dennoch ist ein konfliktarmes Miteinander von Wolf und Mensch kein Selbstläufer: Forderungen nach verstärkter Bejagung ersetzen keinen funktionierenden Herdenschutz.“
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen eindeutig: Eine Bejagung von Wölfen löst keine Konflikte. Sie bewirkt weder mehr Scheu gegenüber Weidetieren noch sinkende Risszahlen. Nur konsequenter und
praktikabler Herdenschutz, vor allem durch wolfssichere Elektrozäune, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als wirksames Mittel erwiesen, um Nutztierrisse effektiv zu verhindern.
Die große Mehrheit der Übergriffe erfolgt weiterhin auf schlecht oder gar nicht geschützten Weiden. Hier müssen die Förderprogramme für den Herdenschutz ansetzen: weniger Bürokratie, bessere
Unterstützung für laufende Kosten und einfache, praxistaugliche Lösungen für Weidetierhaltende.
Die Herabstufung des Wolfes im Rahmen der europäischen FFH-Richtlinie von „streng geschützt“ auf „geschützt“ basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern ist ein gefährlicher
Präzedenzfall von Klientelpolitik. Dabei bleibt das EU-Recht eindeutig: Der günstige Erhaltungszustand der Art muss erreicht und dauerhaft gesichert werden. Eine generelle Freigabe zur Jagd auf
Wölfe ist damit nicht vereinbar.
Neffati erklärt: „Für den Umgang mit auffälligen Einzelfällen bietet das bestehende Artenschutzrecht bereits heute klare Handlungsspielräume – bis hin zur gezielten Entnahme. Eine Änderung der
Gesetzeslage ist hierfür weder erforderlich noch sachlich begründbar.“
Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen die Grundlage politischer Entscheidungen bleiben. „Wölfe sind Teil unserer heimischen Natur – ebenso wie Weidetiere. Ein konfliktarmes Zusammenleben ist
möglich, wenn Politik auf fachliche Grundlagen, praxistauglichen Herdenschutz und einen sachlichen Dialog setzt“, so Neffati abschließend.